Erfolgsfaktor Psychologische Sicherheit
So kultivieren Sie Innovation! Brauchen Sie lauter Überflieger im Team, wenn Innovation und Fortschritt das Ziel sind? Nein, der Nährboden für Innovation sind nicht die Leistungen Einzelner, sondern das Wie der Zusammenarbeit.
Doris Ehrhardt
·16. September 2024
·Lesezeit: 4 Min.
Ängste vor einer Blamage bremsen aus. "Vielleicht ist meine Idee nur so mittelmäßig. Womöglich stehe ich vor den anderen blöd da. Am Ende blamiere ich mich." Oft hadern Mitarbeitende mit solchen Gedanken, wenn sie die Reaktion auf ihren innovativen Vorschlag nicht sicher einschätzen können. Aus Sorge vor einer Blamage behalten viele ihre Idee lieber für sich – und dem Unternehmen entgeht womöglich eine sinnvolle Innovation.
Erfolgsfaktor von High-Performance-Teams
Ideen können erst dann zu Innovationen weiterentwickelt werden, wenn das Unternehmen die Rahmenbedingungen dafür schafft. Dafür braucht es unterm Strich eine kreativitätsförderliche Innovationskultur. Wir gehen hier nur auf ein Merkmal einer innovationsförderlichen Unternehmenskultur ein, nämlich die Zusammenarbeit im Team. Warum ist sie so wichtig?
Innovative Ideen werden in Teamwork entwickelt und getestet. Studien wie das Google Project Aristotle oder auch die Metaanalyse Psychological safety von M. Lance Frazier und seinen Kollegen haben untersucht, welche Faktoren dafür entscheidend sind, dass Teams mehr Leistung und Engagement erbringen.
Das muss jedem Teammitglied klar sein
Grundvoraussetzung Nummer eins: Jedes Teammitglied weiß, dass seine Einzelleistung sinnvoll und wichtig ist für das große Ganze der Unternehmensziele. Jeder empfindet seine Rolle und Aufgaben als bedeutsam fürs Team.
Grundvoraussetzung Nummer zwei: Im Team herrscht psychologische Sicherheit. In diesem Fall begegnen die Teammitglieder einander vertrauensvoll und respektvoll, sie möchten Erfahrungen austauschen, voneinander lernen und Wissen weitergeben.
Merkmale psychologischer Sicherheit im Team
Psychologische Sicherheit im Team beschreibt im Kern eine Arbeitsatmosphäre, in der Vertrauen und Respekt Hand in Hand gehen. Das Konzept geht zurück auf Amy Edmondson, Professorin für Management und Mitarbeiterführung an der Harvard Business School. Wesentliche Merkmale von psychologischer Sicherheit im Team sind:
Jedes Teammitglied kann offenes und ehrliches Feedback geben. Unterschiedliche Ideen werden respektiert und gegebenenfalls diskutiert. Alle bekommen den Raum, sich mit ihrer Meinung einzubringen. Jeder kann sich – verteilt über einen gewissen Zeitraum – ungefähr gleich viel einbringen.
Es herrscht eine positive Fehlerkultur. Jeder kann um Unterstützung bitten oder eine Frage stellen, weil er sicher sein kann, dass ihn niemand als unfähig oder ignorant abstempelt oder sich lustig macht. Der Fokus richtet sich nicht auf Defizite der Einzelnen, sondern die individuellen Talente und Fähigkeiten werden erkennbar wertgeschätzt.
Effekte psychologischer Sicherheit
Vergleiche mit Teams mit geringer psychologischer Sicherheit haben ergeben: Angestellte in Teams mit höherer psychologischer Sicherheit engagieren sich stärker, ihre Kreativität ist höher, ihre Arbeitszufriedenheit ausgeprägter. Sie haben eine höhere Bereitschaft zur Weitergabe von Informationen. Zudem bleiben sie dem Unternehmen länger treu und werden von Führungskräften doppelt so häufig als effektiv eingestuft.
So bauen Sie psychologische Sicherheit im Team auf
Was muss alles zusammenspielen, damit sich im Team psychologische Sicherheit entwickelt? Die Unternehmenskultur, die Führungskraft und auch die Teammitglieder haben Einfluss. Fünf Tipps, wie Führungskräfte den Nährboden für psychologische Sicherheit schaffen:
Etablieren Sie eine positive Fehlerkultur. Kommunizieren Sie, dass Fehler dazugehören und als Anlass zum Lernen dienen. Klären Sie in gemeinsamer Analyse, wie in Zukunft ähnliche Fehler vermeidbar sind. Machen Sie Ihrem Team bewusst, wie wertvoll es für die Zielerreichung ist, rechtzeitig über Fehler zu sprechen. Richten Sie regelmäßige Termine für Feedbackgespräche in der Gruppe ein.
Zeigen Sie mit Ihrem Verhalten, dass konstruktive Kritik willkommen ist, egal von wem sie stammt. Betrachten Sie es als das normalste der Welt, dass ein Teammitglied auch gegen Ihren eigenen Vorschlag ein gutes Argument vorbringt.
Lassen Sie Vertrauen wachsen. Vertrauen entsteht durch Zuverlässigkeit, Berechenbarkeit, Kompetenz und Transparenz. Eine Hidden Agenda oder Machtspielchen sind tabu. Beziehen Sie Ihre Teammitglieder in Fragestellungen und Lösungen ein. Zeigen Sie sich als nicht perfekt, sondern als ein Mensch vor Menschen.
Ermutigen Sie Ihr Team glaubwürdig, eigene Ideen und Meinungen einzubringen. Machen Sie allen bewusst, was auf dem Spiel steht, wenn Beobachtungen, Meinungen und Ideen nicht geäußert werden.
Schaffen Sie Raum für Ideen. Kommunizieren Sie, in welchem Status die Ideen zur Sprache kommen sollten. Muss die Idee schon sorgfältig durchdacht sein? Oder sind auch Ideen willkommen, die erst über Feedback so richtig reifen? Wählen Sie für gezielte Ideenfindung im Team eine Arbeitsumgebung, die Kreativität und Austausch fördert.
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